Der Friedensbaum

Der Friedensbaum in Castrop-Rauxel – Gemeinsam etwas schaffen

Jeder hat sie mitbekommen, die schlimmen Ereignisse in Paris, und überall wurde diskutiert, so auch in Castrop Rauxel. Um genau zu sein, in einem Facebook-Forum, das sich „Du bist Castroper wenn….“ nennt. Es gab dort viele kontroverse Meinungen, Menschen, die in das gleiche Horn der Panikmache pusteten, wie die Regenbogenpresse. Es gab aber auch besonnene Menschen, die zum Nachdenken ermahnten. Viele wünschen sich, nicht zu vergessen, wie viel Hass, Krieg und Terror Tag für Tag in der Welt herrscht. Und dass all diese schlimmen Dinge nicht von einer Gruppe Menschen ausgehen, sondern dass sich dieses Leid und die schlimmen Taten durch alle Nationen und Nationalitäten ziehen. Inspiriert hiervon wuchs bei einem Gespräch die Idee, losgelöst von Charlie Hebdo, etwas zu machen, das die Menschen aufhorchen lässt, etwas, das nachhaltiger ist als eine Lichterkette. Denn seien wir einmal ehrlich, die Lichter erlöschen und die Men­schen vergessen, warum sie sie angezündet haben. Michaela Böttcher, Vorsitzende des Kgv. „Auf dem Lohfeld“, hatte die Idee einen Baum zu pflanzen. Er kann, wie Frieden und Gemeinschaft, wachsen und stark sein. Dazu wird Pflege benötigt und diese Pflege bedeutet Arbeit. Sie sprach den Vorsitzenden des Bezirksverbandes der Kleingärtner Castrop-Rauxel/Waltrop, Stephan Bevc, auf diese Idee an und er fand, dass gerade Kleingärtner genau die richtigen für solch ein Vorhaben wären. Gesagt getan, und die Arbeit begann. Der Plan war, viele verschiedene ethnische Gruppen, unterschiedliche Religionsgemeinschaften und Menschen verschiedenster Nationalitäten an diesem Projekt zu beteiligen. Parteien wurden angeschrieben, Aufrufe über das Internet und die Zeitung gestartet. Die Resonanz war erfreulich gut. Fast alle Parteien unterstützten das Projekt, ebenso die muslimischen Gemeinden der Stadt und die katholische und evangelische Kirche. Ein bekannter Gärtner der Stadt spendete sogar Gedenksteine, um dem Frie­dens­baum den richtigen Rahmen zu geben.

Wir stehen auf! Wir stehen Hand in Hand für Frieden, Toleranz, Gemeinschaft und Gleich­heit.

Hand in Hand für Frieden, Toleranz, Gemeinschaft und Gleichheit


Am Tag der offiziellen „Einweihung“ am 21. Februar d. J. kamen trotz des unbeständigen Wetters rund 300 Menschen, um der für unsere heutige Zeit so wichtigen Aktion das nötige Gewicht zu verleihen und zu zeigen: Wir stehen auf, wir stehen Hand in Hand für Frieden, Toleranz, Gemeinschaft und Gleichheit. Als Friedensbaum ausgesucht wurde ein Gingko mit einem Stammumfang von ca. 60 cm, der etwa 15 Jahre alt ist. Gerade dieser Baum, der zum Jahrtausendwechsel schon zum Baum des Friedens gekürt wurde, ist optimal für diesen Zweck.

Bürgermeister Beisenherz und Michaela Böttcher betonten in ihren Reden den Sinn des Friedensbaums und seine Wichtigkeit in der derzeitigen Situation. Kulturelle Unterschiede dürfen nicht zu Gräben zwischen Menschen führen, sondern sollten als Chance genutzt werden, um voneinander zu lernen. Stephan Bevc moderierte und koordinierte das Ge­sche­hen souverän. 30 bunte Gießkannen wurden von den Akteuren beschriftet, mit denen der Baum dann zum ersten Mal von den emsigen Unterstützern der Aktion gegossen wurde.

Wasser für den Friedensbaum, damit er wachsen und stark sein kann


Steine ins Rollen bringen

Diese Aktion zeigt deutlich, dass man mit ein wenig Enthusiasmus, einem starken Willen und dem nötigen Fingerspitzengefühl, entgegen der Meinung vieler Skeptiker, Steine ins Rollen bringen kann, die Wellen über die Kleingärten hinaus schlagen können. Gerade im Kleingartenwesen ist es oft so, dass in vielen Anlagen vorgelebt wird, wie es in vielen anderen Bereichen sein sollte. Die unterschiedlichsten Menschen bilden eine Gemeinschaft, ganz unabhängig von Religion oder ethnischer Zugehörigkeit. Eine Aktion wie diese, die vereinsübergreifend ist, hat in Castrop-Rauxel dafür gesorgt, das schon jetzt für die Zukunft geplant wird. Unter der Federführung der Kleingärtner soll Jahr für Jahr ein Tag des Friedens stattfinden, an dem sich verschiedenste kulturelle Gruppen beteiligen können. Spendengelder, die nicht mehr für die Finanzierung des Baumes benötigt werden, gehen an eine gemeinnützige Stiftung, die sich Kinder-Kriegsopfern widmet.

Michaela Böttcher