Bezirksverband Castrop-Rauxel/Waltrop der Kleingärtner e.V.AktuellesAGÖ 2023Emscherland - ein Fluß im Wandel der Zeit

Emscherland - ein Fluß im Wandel der Zeit

Der Anfang vom Ende und zurück zum Glück

Der Fluss, der im 19. Jahrhundert zur beginnenden Industrialisierung des Ruhrgebietes in seine bekannte schnurgerade Form gebracht wurde, hat nun endlich seine Freiheit zurück erhalten.

 Als sich die Bevölkerungsdichte immer mehr vergrößerte und der kleine Seitenarm des Rheins für Abwasser aller Art benutzt wurde, sorgten Überschwemmungen und Erkrankungen zur der Überzeugung, dass das Einschalen mit Betonstücken und die Begradigung des Flusses sinnvoll wären um den Problemen entgegenzuwirken.
Das Wasser floss besser und schneller, die Abwässer waren aus den Augen und aus dem Sinn. Man kennt noch die einstigen Gerüche aus dem 80-er Jahre oder die Verschlammung, wenn die Emscher bei Starkregen mal über seine Kanten getreten ist.

Doch erkannte man, dass das Ableiten der Abwässer aus Industrie und Privathaushalten in die Emscher nicht wirklich eine Lösung sein konnten. Die Natur war gestört, ein Fluss tot und die Umwelt hat ebenfalls Schaden genommen.

So soll nach einem tragischen Unglück Ende der 80-er Jahre die ersten Überlegungen über die Renaturisierung der Emscher stattgefunden haben, so eine Insiderin der ersten Stunden eines neuen Amtes.
Es folgte, grob gesagt, die Renaturisierung. Die Betonverschalung wurden nach und nach entfernt, Abwässer in unterirdische Tunnelsysteme umgeleitet und der Emscher ihre Natürlichkeit und Freiheit zurückgegeben. Der Erfolg der Maßnahme blieb nicht aus; in einigen Emschergebieten siedelten sich Wassertiere an, Pflanzen wuchsen und Landtiere fanden hier ihre Lebensräume wieder.
Es sollte noch viele Jahre dauern, bis der 83,1 km lange Betonfluss komplett renaturisiert war, aber jedes Teilstück wandelte sich sofort zum kleinen Naturparadies.

Lasst uns ein großes Ding versuchen
Am 11.08.2015 stand für uns Kleingärtner fest: Ja, wir wollen die Landesgartenschau 2020 bei uns in Castrop-Rauxel, mit den Städten Recklinghausen, Herne und Herten ausrichten. Können wir – kriegen wir hin.
Ein Projekt, das natürlich nicht in einer Kleingartenanlage zu bewältigen ist. Und natürlich nicht nur von Kleingärtnern. Mit der Emschergenossenschaft an Board, oder die Emschergenossenschaft mit uns, viel Unterstützung aus den städtischen Bereichen bewarben wir uns für die LaGa 2020. Am Wasserkreuz, dass heute Dreh- und Angelpunkt des Emscherlandes ist. Im ersten Anlauf haben wir es leider nicht geschafft, Kamp-Lintfort hat den Zuschlag bekommen.
2020 sollte der Tag des Gartens mit dem Motto „Gärten für Umwelt und Klima“ am Wasserkreuz stattfinden. Weitere Bauabschnitte am Wasserkreuz machten auch diesen Plan zunichte. Vielleicht war es auch ein Wink des Schicksals, dass beide Events nicht stattgefunden haben, denn 2020 war nun nicht das Jahr der Veranstaltungen. Aber wir bleiben am Ball. Das dritte Event ging nun endlich auf. Die Eröffnung des Emscherparkes am Wasserkreuz. Es ist noch nicht alles fertiggestellt, aber die Parkanlage, die sich durch den Zwischenraum der Industriestraße und der Suderwicherstraße in Castrop-Rauxel befindet wurde am 19.05.2023 feierlich und am 21.05.2023 für die Bevölkerung eröffnet.  Und die Kleingärtner waren natürlich dabei.

Mit namentlicher Einladung ging es dann für die neue Schriftführerin Mona Richter des Bezirksverbandes zum Emscherpark.  Bei der Einweihung mit dem NRW-Umweltminister Oliver Krischer, Landrat des Kreises Recklinghausen Bodo Klimpel, dem Bürgermeister Rajko Kravanja (Castrop-Rauxel), Oberbürgermeister Dr. Frank Dudda aus Herne, Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft, Dr. Frank Obenaus Vorstand des Wassermanagement und Technik der Emschergenossenschaft sowie Dr. Dorothea Voss, Vorständin für Personal und Nachhaltigkeit bei der Emschergenossenschaft sprachen sich alle positiv über die Gestaltung des Parkes aus und stellten die Zukunft vor. Die blumenprächtige Landschaft soll Platz für den Castrop-Rauxeler Imkerverein bieten; der Honig aus dem Emscherpark zum Verkauf angeboten werden.

Ein Ort der Erholung, der Bildung, und des Lernens soll hier künftig entstehen. Ein Platz zum chillen und bewundern, was am ehemaligen Köttelbach heute alles wächst und gedeiht. Die Abwasser fließen nun unterirdisch durch dicke Betontunnel, der Kanal kreuzt sich mit der renaturisierten Emscher und still und leise plätschert im Hintergrund der Suderwicher Bach entlang der „Kanzlerwiese“. Es sieht spannend aus, wenn ein Schiff entlang der Kanalbrücke über der Emscher langschippert.

 

Eröffnung für die Bürger
Was tun normale Menschen sonntags morgens um 6 Uhr? Sie schlafen, wenn sie nicht arbeiten müssen. Was tun ehrenamtlich tätige Kleingärtner? Sie stehen auf, trinken mürrisch bis schlaftrunken ihren Kaffee, der die  Lebensgeister wecken soll. Und plötzlich fällt der Startschuss. Es geht los, auf in eine Veranstaltung. Der Treffpunkt ist gewählt, die Autos sind bereits gepackt, ein Autocorso zieht über die B235 in Richtung und alle sind aufgeregt, weil keiner so genau weiß, was passieren wird. Einige vom Bezirksvorstand sind bei anderen Terminen vertreten, der Chef ist ebenfalls abwesend und das ist erst mal ein merkwürdiges Gefühl.  Leiterin der Familien- und Seniorengruppe Simone Dreesen, Petra Schmied, Chefin und kreativer Kopf der Kinder- und Jugendinitiative, Mona Richter als AGÖ-Maus und Helferlein der Kinder- und Jugendinitiative mit Ehemann Roberto und Sohn Alexander, sowie einige Kleingärtner aus dem KGV Am Grutholz und Multitalent Franz-Josef Krakowiak (Seniorenbeirat Recklinghausen, aktives Mitglied im Stadtsportbund, Sonderbeauftragter „Emscherland2020“) trafen um viertel vor acht am Gelände ein und warteten erst mal bis jemand sagen konnte, wie es weitergeht. Ein Security-Mitarbeiter wies den Fahrweg zum Gelände, ein weiterer zeigte den zugewiesenen Platz Nr. 12. Direkt am Toilettenwagen.
Im Vorfeld hat sich der Bezirksverband auf und über  einige kleine Angebote für Kinder und Jugendliche beraten und geeinigt. „Saatbomben“: Saatgut vieler verschiedener Blühpflanzen in Teefilter aus Zellstoff, „Brummbiene“: Ein Spielzeug, das durch wirbeln das Summen der Biene nachahmt, „Insektenhotel“: ein nützliches Konstrukt aus Bambusstäbchen die Lebensraum für Wildbienen bietet und das  „Ohrenkneifer-Motel“, eine niedliche Behausung für Ohrenkneifer.
Der Aufbau fing um 8 Uhr an, halb neun waren wir fertig. Zeit für ein Frühstück und um  ein leeres Feld zu bestaunen. Noch keine weiteren Aussteller zu sehen, keine Bürger, die jubelnd den neuen 30 Hektar großen  Park im Drei-Städte-Eck Recklinghausen, Datteln und Castrop-Rauxel  begrüßten. Der offizielle Start, gleich nach dem Mittagessen, ab 12 Uhr sollte jedoch all unsere Erwartungen um Längen übertreffen. Denn was so trist angefangen hatte, entpuppte sich als Besucherboom deLuxe. Bei einem super Wetter, leicht bewölkt, nicht zu kalt, nicht zu warm, strömten mindestens 6 – 10.000 Menschen in den Park. Unser kostenloses  Angebot für Kinder und Jugendliche wurde nicht nur gerne angenommen, es nahm einfach kein Ende mehr. Neben dem basteln gaben wir der Lokalzeit Interviews, beantworteten Fragen des Radio Vest, hörten Geschichten aus der Vergangenheit und lauschten Zukunftsvisionen. Ein Kind fing plötzlich an zu schluchzen und erzählte traurig, dass der Hamster verstorben war. Sie hatte en Hamster sehr lieb und immer fleißig gebadet, was dieser eigentlich gar nicht mochte. Es waren viele Geschichten.
Zeit für Verschnaufpausen gab es selten und die Zeit verging im Fluge. Als allererstes war der Fair-Trade-Kaffee vergriffen. Simone Dreesen kam mit 2 Gastronomie Kaffeemaschinen kaum der Anfrage hinterher. Kaffee war schneller verkauft, als neuer Kaffee durchgelaufen war.

Von den vielen Attraktionen haben wir nicht viel mitbekommen. Der Shanty-Chor war vertreten, eine vierköpfige Live-Band lief immer wieder durch die Menschenmenge, gastronomische Stände waren absolut überfüllt und wiesen lange Schlangen auf. Zwei Hüpfburgen und eine Trampolinstation hatten sehr viele kleine Besucher.
Um 17 Uhr kam der Beauftragte für Sicherheit und Organisation und gab den Startschuss für den Abbau.


Sprung über die Brücke – Blick in die Zukunft


Auf lange Sicht ersteht hier im Park noch eine Streuobstwiese, hier dürfen Besucher kostenlos Obst essen, Seminare des Kleingartenverbandes sind bereits geplant. Wasserforscher – was sonst? Der Sprung über die Brücke, eine lange Brücke, die über das Wasserkreuz führen wird noch fertiggestellt. Der Garten- und Landschaftsbau wird Ausbildungsprogramme hier durchführen. Es wird hier sehr viel passieren.

Aber auf jeden Fall hat Castrop-Rauxel ein Ort für die Begegnung, der Erholung und des Genießens…

Vom mäanderndem Fluss zum Abwasserbehältnis hin zu einem grünen Wunderort. Emscher halt.


AGÖ Mona Richter

 

Feierliche Eröffnung am Freitag den 19.05.2023 mit dem NRW Umweltminister, Landrat, Oberbürgermeister, Bürgermeister und Vorstandsmitglieder der Emschergenossenschaft.

Ein Stückchen Emscher. Fluss mit Schicksal

Eine volle Veranstaltung mit Musik, Spiel, Spaß und Leckereien

Das Bastelprogramm der Kleingärtner wurde super angenommen