Chronik

Kleingartenanlage "Ickern Ost" 

Das geschieht auf der Welt im Jahre 1948

Amerikas "Europa-Hilfe" (Care) tritt in Kraft,

die Luftbrücke nach Berlin wird eingerichtet.

Der Kinsey-Report sorgt für Aufregung.

Die Währungsreform tritt in Kraft.

Die 1. Fußballweltmeisterschaft nach dem Krieg findet statt.

Die Staaten Burma und Israel und der Kleingärtnerverein "Ickern Ost" werden gegründet.

Kleingärtnerverein "Ickern Ost"

Am 19.03.1948 setzten sich einige Ickerner Bürger in der Gaststätte Abbenhard zusammen, um einen Kleingärtnerverein zu gründen. Den Vorsitz führte der in diesen Dingen erfahrene 1. Vorsitzenden des Vereins "Castrop-Rauxel Nord", Gartenfreund Hellekes. Die Voraussetzungen für eine Kleingartenanlage waren bereits mit der Grundstücksverwaltung der Klöcknerwerke abgesprochen. Es stand ein ca. 2,7 Morgen großes Grundstück im Bereich der Recklinghauser Straße zur Verfügung. Dies reichte für 18 Parzellen. Weitere 1,2 Morgen an der Friedhofstrasse kamen im Frühjahr 1949 hinzu. So stieg im Laufe der ersten zwei Jahre die Mitgliederzahl von 21 auf 70. Dies führte zwangsläufig zu einer starken Nachfrage nach neuen Parzellen. Diese Parzellen waren mit heutigen jedoch nicht zu vergleichen. Sie waren reines Grabeland.

In Gesprächen mit Klöckner stellte sich heraus, dass im Bereich nördlich der Leveringhauser Straße, zwischen der Eckener Straße und dem Rapensweg ein für Bebauung ungeeignetes Grundstück von gut sieben Morgen im Austausch übernommen werden könnte. Dies war die Geburtsstunde der Kleingartenanlage "Ickern Ost." Das Novum: Das neue Gelände liegt - auch heute noch - zu etwa 80 % auf Waltroper Gebiet, nur ein kleiner Teil von gut 20% innerhalb Castrop-Rauxels Stadtgrenzen.

Am 17.02.1950 wurde zwischen dem Verein und Klöckner der Pachtvertrag für die neue Anlage geschlossen. Der Pachtpreis betrug 2 (in Worten: zwei) Pfennig pro qm und Jahr! Im Mai des Jahres 1950 fand der Eintrag in das Vereinsregister der Stadt Castrop-Rauxel statt. Damit existierte der Verein auch amtlich. Mit einer Starthilfe des damaligen Stadtverbandes und den Klöcknerwerken in Form eines Darlehen und von Material ging es in der neuen Anlage zügig voran. Sicher wirkte sich hierbei die verständnisvolle und dennoch konsequente Arbeit des Vorsitzenden August Brückmann aus.

Die ca. 15.400 qm Gartenland wurden in 42 Parzellen aufgeteilt, urbar gemacht und Bäume und Sträucher gepflanzt. Nur unter schwierigsten Bedingungen konnten Lauben errichtet werden. Es entstand eine Anlage, die in erster Linie den Kleingärtnern zum Lebensunterhalt beitrug.

1953 überließ Klöckner, der Verpächter, dem Verein ein ca. 1,5 ha großes Waldstück. Durch eine Teilrodung entstanden weitere 10 Parzellen. Heute werden insgesamt 52 Kleingärten bewirtschaftet.

In den Folgejahren entstand aus einer Doppellaube ein Jugendhaus. Dies wurde mehr und mehr zum Vereinshaus. Nach Um- und Anbaumaßnahmen und mehreren Renovierungen hält das heutige Vereinsheim jeden Vergleich mit einem guten Gasthaus stand. Die Aktivitäten der Mitglieder erstreckten sich aber nicht nur auf das Vereinsheim. So wurde in den Jahren 1953/54 eine Wasserleitung mit zentralen Zapfstellen verlegt. Unter schwierigste Bedingungen wurde 1955 - 1957 ein Netz von Drainageleitungen in den morastigen Boden eingebracht. Ein Pumpenhaus gehörte ebenfalls zu dieser Maßnahme. Die Pumpe hierzu "stifteten" wahrscheinlich die Klöcknerwerke. Als 1955 der erste Spielplatz entstand, wurde er mit einer auf Victor 1/2 gebauten Schaukel ausgestattet. Kaum ein Jahr verging ohne größere Baumaßnahmen. Die Wasserleitung wurde so erweitert, dass jede Laube nun eine Zapfstelle erhielt und das Vereinsheim bekam einen Stromanschluss. Nach Antrag eines Gartenfreundes in der Mitgliederversammlung vom 07.09.1975 entstanden tumultartige Diskussionen. Der Antrag lautete: Elektrifizierung der Lauben. Nur mit Mühe konnte ein Lynchmord abgewendet werden. Und nach langen, heftigen Debatten wurde dem Antrag zugestimmt und 1976 umgesetzt. In dieser Zeit entstand auch die "Ponderosa", eigentlich ein Gerätehaus, das als Erweiterung eine Sektbar angebaut bekam. Das Jahr 1987 brachte für den Verein dank der Hilfe des Bezirksverbandes unter Führung des Gartenfreundes Johann Steuer einen unschätzbaren Vorteil: Die Anlage wurde als Dauerkleingartenanlage in die Bebauungsplänen Castrop-Rauxels und Waltrops aufgenommen.

Unter Vorsitz von Gartenfreund Günther Scheibel bekam das Vereinshaus Ende der 80er Jahre einen Küchentrakt. 1995 übernahm Gartenfreund Peter Hermenau den Vereins-Vorsitz. Während seiner Amtszeit, (bis 1999) entstand in der Anlage eine moderne, den heutigen Ansprüchen entsprechende Toilettenanlage. Gleichzeitig wurde in einem finanziellen Kraftakt und einer entsprechend hohen "Muskelhypothek" das Vereinshaus saniert. Mit finanzieller Hilfe des Bezirksverbandes errichtete 1998 der Verein eine Regenwasser-Auffanganlage. Sie fasst ca. 8.000 cbm. Das aufgefangene Regenwasser wird mit Pumpen zur Bewässerung des öffentlichen Grüns genutzt. In 2000 sorgte der neue Vorsitzenden von Ickern Ost, Horst Kottisch, für ein ca. 100 qm umfassendes Feuchtbiotop südlich des Vereinshauses. Hier hat sich inzwischen die für diese Biotope typischen Flora und Fauna angesiedelt.

Großes Jubiläum

Im Jahr 1998 feierte der Verein sein 50jähriges Jubiläum. Es war der Anlass für eine Fete von bisher nicht gekanntem Ausmaß. Vorsitzender Peter Hermenau scharte einige Kleingärtner um sich, um

mit ihnen die Vorbereitungen zu besprechen und Aufgaben zu verteilten.

Im Herbst 88 begann Hermenau mit seiner Betteltour. Für das Jubiläumsheft wurden Inserenten gesucht - eine mühselige Arbeit. Die Frauengruppe unter Leitung von Ulla Zelazo begann mit ihren Vorbereitungen. Dann kam der Tag der Wahrheit, das Festwochenende. Wie erhofft, spielte das Wetter mit. Etwa 1.000 Kleingärtner und Gäste besuchten die Anlage Ickern-Ost. Noch etliche Jahre später wurde in Ickern nur positiv von dieser Feier berichtet. In den folgenden Jahren bauten die Kleingärtner von Ickern Ost ihre Anlage weiter aus und verschönerten sie. Der Waldweg wurde saniert, einige Bäume zwecks besserer Tageslichtausbeute gefällt, Wege mit neuem Begleitgrün versehen, und vieles mehr. Hier muss auch der langjährige Gartenfreund Günther Kovac erwähnt werden. Mit seinem gärtnerischen Fachwissen stand er viele Jahre dem Verein als Fachberater und Gartenwart zur Verfügung. Heute wird der Verein von agilen und fachkundigen Gartenfreunden geführt. Den Vorsitz hat 2005 Wiedhold Noreika übernommen. Sein Vertreter ist Gustav Albert. Schriftführerin ist Herta Rösler und

Hans Joachim Ulm ist für die Kasse verantwortlich.