Chronik
Kleingartenanlage „Castrop-Rauxel Süd“
Der älteste Kleingärtnerverein Castrop-Rauxels ist „Castrop-Rauxel Süd.“ Gegründet wurde er am 27.08.1932 aus der Not der Zeit heraus zur Verbesserung der mangelhaften Ernährungssituation. Die Gründungsväter waren Albert Fischer und Friedrich Göcke. Am 01.05.1933 wurde das Grundstück zwischen der Bahnhof- und Holzstraße von der Erbengemeinschaft Merhof-Döring angepachtet. Bei der Kultivierung der Pachtfläche hatten die Gartenfreunde zunächst einmal gegen eine steinige, hügelige, magere, zum Teil sumpfige Wiese anzukämpfen. Überall blickte graugelber, zäher Emschermergel aus spärlichem Strauchwerk. In langwieriger, mühevoller Arbeit wurde das Land eingeebnet und urbar gemacht. Ungezählte Kubikmeter Steine schafften unsere „Vorfahren“ fort und legten erste Drainagen zur Entwässerung des Geländes. Wer es sich leisten konnte, kaufte Mutterboden und karrte diesen per Handwagen auf seine Parzelle. Wer es sich nicht leisten konnte, karrte nachts den Mutterboden per Handwagen auf seine Parzelle - so wird noch heute schmunzelnd erzählt. Allmählich wuchsen Sträucher und Obstbäume zu einer gärtnerischen Silhouette heran, und die Ernten wurden allmählich ertragreicher. In der Folgezeit wurden Brunnen zum Schöpfen von Gießwasser angelegt. Im zweiten Weltkrieg nutzen die Kleingärtner von „Süd“ jede Ecke für Gemüseanbau und Kleintierzucht. Leider blieb die Anlage von Kriegsereignissen nicht verschont. Eine Luftmine zerstörte fast vollständig die Gärten am Eingang an der Bahnhofstraße. Im Rahmen des Wiederaufbaus friedete die Stadt Castrop-Rauxel die gesamte Kleingartenanlage mit einer Hecke ein. Im Jahre 1952 verlegten die Kleingärtner in Gemeinschaftsarbeit die erste Wasserleitung und der Hauptweg wurde ausgebaut. Mit dem Wiederaufbau der Stadt wurde die Kleingartenanlage Süd zunehmend Ziel von Bau-Begierden, und so lag den Kleingärtnern schon am 01.08.1953 die erste Kündigung des Geländestückes an der Holzstraße vor. Die Kündigung wurde aber nicht wirksam. Es folgten weitere Kündigungen. Die wurden jedoch durchweg von der Landesbaubehörde Ruhr abgelehnt. Am 02.07.1972 schließlich wurde den Kleingärtnern von Süd erstmals das gesamte Pachtgelände aufgekündigt. In einem Vergleich vor dem OVG Münster am 14.10.1976 mit der Verpächterin und der Stadt Castrop-Rauxel einigten sich die Parteien auf die Rücknahme der Kündigung. Ein Streifen an der Holzstraße musste jedoch abgegeben werden. Der Kampf der Kleingärtner um den Bestand ihrer Parzellen fand am 24.02.1986 ein Ende, als der Rat der Stadt die Anlage Castrop-Rauxel Süd im Bebauungsplan 125 als Dauerkleingartenanlage festschrieb. Die Kleingärtner mussten zwar 8 Parzellen an der Holzstraße abgeben, die anderen Kleingärten aber blieben bestehen. Der Pachtzins wurde auf 0,20 DM pro qm und Jahr angehoben. Zwar bekamen die Parzellen bereits 1975 einen Stromanschluss, doch der richtige Ausbau der Anlage begann erst, als mit dem genannten Ratsbeschuss auch Planungssicherheit für die Gartenfreunde bestand. Die Bebauung der abgetrennten 8 Kleingärten erforderte das Umverlegen der Wasserleitung. Dabei konnten die Parzellen zur Ableitung des Oberflächenwassers an das Abwassernetz der Hausbauer neben der Kleingartenanlage angeschlossen werden. Nun boomte es in den Kleingärten. Gartenlauben wurden umgebaut oder neu errichtet, in Gemeinschaftsarbeit wurden Wege ausgebaut und neu gestaltet, das Vereinsheim erhielt eine öffentliche Toilettenanlage. Als weitere Maßnahme erhielt Süd im Jahr 1986 einen neu gestalteten und beleuchteten Nebeneingang, sowie eine Verlängerung der Oberflächenentwässerung. Im März 2004 bekam – nach jahrelangen Bemühungen – das Vereinsheim endlich eine Abwasserleitung an das Kanalnetz. Im gleichen Jahr wurde auch ein Teil (ca. 130 m) der Wasserleitung neu verlegt. Mit vollem Ehrgeiz ging es 2005 weiter. In Eigenarbeit bekam der 125 m lange Hauptweg eine neue Decke. Im gleichen Arbeitsgang wurde hier auf der gleichen Länge eine Wasserleitung auf Frosttiefe bis zum Haupttor eingebracht. Heute bietet „Castrop-Rauxel Süd“ beispielsweise den Senioren vom benachbarten „Kauermannn-Zentrum” eine entspannende Atmosphäre in grüner Umgebung. Die traditionellen, jährlichen Kinder- und Gartenfeste werden gern und zahlreich besucht.
2012 feierte die Kleingartenanlage unter großer Anteilnahme ihren 80-jährigen Geburtstag. Der Hauptweg wurde ebenfalls erneuert, sowie die Umgestaltung einer Parzelle in einen „Sinnes und Begegnungsgarten der Generationen“ in Angriff genommen. Hier werden neben einem neuen Kinderspielplatz, zwei Hochbeete sowie ein Gewächshaus die behindertengerecht und Rollstuhl befahrbar sind errichtet. Speziell für Senioren werden zusätzlich Spielgeräte für die Sinnes- und Muskelkraft aufgestellt. Die Gartenlaube wird ebenfalls behindertengerecht umgebaut. Hier sollen zukünftig Infoveranstaltungen, Bastelnachmittage sowie weitere Freizeitaktivitäten für Jung und Alt angeboten werden. Diese Baumaßnahmen werden in enger Zusammenarbeit mit der Stadt Castrop-Rauxel, dem Bezirksverband und der AWO durchgeführt. Mit dem Abschluss der Arbeiten freuen sich die Kleingärtner schon, Senioren eine Anlaufstelle für gemeinsame Gespräche und Freizeitaktivitäten zu bieten, sowie jungen Generationen die Natur näher zu bringen.
Das Ziel des Vorstandes für die Zukunft ist, das Niveau der Dauerkleingartenanlage Castrop-Rauxel Süd zur Freude der Mitglieder und Besucher ständig zu heben.