Chronik
KGV "Am Pannekampgraben"
Die Kleingärtner vom Pannekampgraben blicken auf eine gut 50jährige Geschichte zurück. Dennoch ist ihre am westlichen Stadtrand Castrop-Rauxels gelegene Kleingartenanlage die jüngste im Bezirksverband Castrop-Rauxel/Waltrop. Schon die Väter der heutigen „Pannekämper“ hatten vor ihren Wohnungen und Häusern Land “unterm Spaten”, ein einzigartiges Ökosystem geschaffen, mit Gartenlauben, viel Nutzgarten und Lebensraum für zahlreiche, in dieser Region selten gewordene Vogelarten und Kleinlebewesen. So lebten die letzten Grabeländer der Region in Harmonie mit der Natur, mitten im „Pott“ an der Herner Straße in Castrop-Rauxel, unmittelbar an der Stadtgrenze zu Herne, friedlich und zufrieden, ein halbes Jahrhundert lang, völlig unbemerkt von den gestrengen Blicken der Stadtverwaltungen Castrop-Rauxels und Hernes. Zwar frei von behördlichen Auflagen, aber rechtlich völlig legitim, denn ihre Pacht bezahlten die „Siedler“ an die jeweiligen Besitzer des Kampes. Diese ökologische Insel fiel erst auf, als im Oktober 1998 die Kündigung des Grabelandes durch die Veba an die Siedler erging. Nach dem Willen der IBA sollte der Holthauser Bach renaturiert werden. Der vor Jahrzehnten verrohrte und ein paar Meter unter die Erde verlegte Bachlauf sollte offen gelegt werden und durch die Siedlergärten verlaufen. In Zuge dieser Renaturierung sollte der Stadt Castrop-Rauxel das Grundstück zufallen. Als Grünflächenamt und Rat der Stadt Castrop-Rauxel die Örtlichkeiten in Augenschein nahmen, waren sie völlig überrascht, hier auf gärtnerisch genutztes Land und Siedler zu treffen. Nun war der Frieden vorbei, der Kampf der Siedler um den Erhalt eines Stückchen Grüns vor ihrer Haustür begann. Zwei Jahre, von 1998-2000, fochten sie hartnäckig um den Erhalt ihres Grabelandes, protestierten und demonstrierten. Das Ergebnis war ein schmerzhafter Kompromiss. Von den 70 Grabeland-Parzellen konnten 35 gerettet und zu einer Dauerkleingartenanlage umgestaltet werden. Anfangs schwierige Projekte gestalteten sich immer leichter - umgekehrt war ein leichter Start oft mit anschließenden Schwierigkeiten verbunden. Unter dieser Devise sieht der heutige Vorstand die Geschichte und Entwicklung der Kleingartenanlage. Was mit vielen Schwierigkeiten begann, fand letztlich einen erfolgreichen Abschluss. Doch zuvor mussten Politiker der Städte Herne und Castrop-Rauxel und auch der Petitionsausschuss des Landtages NRW bemüht werden. Nach anfänglichen Berührungsängsten erkannten beide Parteien dann aber doch die gemeinsamen Ziele und brachten das Projekt „Pannekampgraben“ gemeinsam mit dem Bezirksverband Castrop-Rauxel/Waltrop auf den Weg. Das Ziel war am 8. April .2001 mit der Gründung des Kleingärtnervereins Pannekampgraben erreicht. Die Gründungsmitglieder des Vereins und sein späterer Vorstand mit dem Vorsitzenden Lothar Richter, seinem Stellvertreter Raimund Polaschek, der Schriftführerin Barbara Richter sowie Kassierer Hans Gerd Hoffstiepel und Gartenwart Klaus Kurz, haben unzweifelhaft wesentlichen Anteil am Aufbau der Anlage. Vor allem Ex-Siedler und Gründungsvorsitzender Lothar Richter, überzeugte durch Tatkraft seine Gartenfreunde von dem Projekt Kleingarten. Besonders in der Aufbauphase war Gartenfreund Richter stets vor Ort, organisierte, koordinierte und stimmte alle baulichen Maßnahmen mit dem Grünflächenamt ab. Hier war Ansprechpartner der Dipl.-Ing Bernhard Lammers. Er betreute dieses Projekt, und mit großem Entgegenkommen räumte er den Kleingärtnern etliche formale Hürden aus dem Weg. Nach zwei Jahren harter Gemeinschaftsarbeit war das geschrumpfte, grüne Refugium vor der Haustür der Kleingärtner bezugsfertig.
Am 20. August 2002 wurde die neue Kleingartenanlage im Bebauungsplan Nr. 156 als Dauerkleingartenanlage festgeschrieben Uns am 5. Oktober 2003 schließlich übernahm der Verein in einer großen Feier offiziell die Anlage von der Stadt Castrop-Rauxel. Die jetzige Anlage ist der Lohn der ehemaligen Grabeländer, die mit hohem Engagement, großer Hartnäckigkeit und unerschütterlichem Willen für ihre Sache gekämpft haben. Zu großem Dankt fühlen die „Pannekämper“ dem Vorstand des Bezirksverbandes Castrop-Rauxel/Waltrop verpflichtet, der dem jungen Kleingärtnerverein in der Entstehungsphase unverzichtbare Hilfestellung geleistet hatte. Ebenso dankbar ist der Verein dem Castrop-Rauxeler Grünflächenamt, den Kommunalpolitikern und der Verwaltung der Stadt Castrop-Rauxel dafür, dass trotz anfänglich konträrer Positionen ein Kompromiss realisiert wurde, der auch für die Bürger der Stadt von Nutzen ist.
Mit der Dauerkleingartenanlage Pannekampgraben hat die Stadt Castrop-Rauxel ihre 15. Kleingartenanlage. Dieses Projekt ist beispielhaft für optimale Zusammenarbeit zwischen Bürgern, Politik und Verwaltung.
Ökologie im Vordergrund
Im Rahmen von Gemeinschaftsarbeiten wurde Jahr für Jahr in die Anlage und Einzelgärten investiert. Hohen Stellenwert hatte von Anfang an vielfältige ökologische Objekte. Mit ihnen soll die durch die so genannten Renaturierung obdach- und heimatlos gewordene Fauna wieder anzusiedeln. Dazu gehören neben den vielfältigen Nisthilfen für Höhlenbrüter und Insekten, eine Trockenmauer und ein Feuchtbiotop. Hohen Stellenwert hat zudem die Integration ausländischer Gartenfreunde. Dazu trägt beispielsweise der für Vereinsfeste gebaute Backofen eines anatolischen Gartenfreundes bei. Mit der Gründung des Vereins etablierte sich auch die Frauengruppe. Ohne sie wären die Vereinsfeste am Pannekampgraben gar nicht auszurichten. Mit umfangreichen Eigenleistungen und finanzieller Unterstützung der Stadt Castrop-Rauxel wurde 2005 ein behindertengerechtes Toilettenhaus fertig gestellt. Zum Richtfest kamen sogar Landrat Jochen Welt (SPD) und Bürgermeister Johannes Beisenherz. Der Staatssekretär des Bundesinnenministerium würdigte in einem Schreiben das soziale Engagement des Vereins. Mit viel Fleiß der Gartenfreunde entstanden in der kurzen Zeit des Vereinsbestehens ein Schulgarten, Vogelnistplätze, Trockenmauern, Totholzhaufen, Insektenhotels, Fahnenmasten und vieles mehr. Erklärtes Ziel ist, die durch die Planierung des Grabelandes abgewanderte Fauna wieder anzusiedeln.
Ersten großen öffentlichen Erfolg errangen die Gartenfreunde vom Pannekampgraben bei der Teilnahme am Landeswettbewerb „Kleingarten im Städtebau“ 2005. Sie wurden mit einer Bronze-Medaille ausgezeichnet. Nächstes großes Projekt ist der Bau des Vereinshauses. Die Pläne sind bereits fertig. Mitglieder und Vorstand des Kleingärtnervereins Pannekampgraben sind sehr stolz auf das bis heute in ihrer Dauerkleingartenanlage Erreichte. Sie soll jedermann als Begegnungs- und Kommunikationsstätte beispielhaft sein.