Chronik

Kleingartenanlage "Merklinde"

Nach Ende des 2. Weltkrieges im Jahre 1945 galt es vor allem, den Hunger zu stillen. Glücklich die Menschen in den Städten, die ein Stück Grabeland bewirtschaften konnten. Für Merklindes Bürger ergriff damals Josef Büker die Initiative. Er lud zu einer Versammlung mit dem Ziel, einen Kleingärtnerverein zu gründen. Er hatte auch schon ein Stück Land im Visier: einen Acker zwischen der Gerther Straße und der Ziegelei Leßmöllmann. Am Ende einer lebhafter Diskussion stand der Beschluss: Der Verein solle gegründet und das vorgesehenen Stück Land gepachtet werden.

Als Gründungstag steht der 21.09.1947 in der Niederschrift. Erster Vorsitzender wurde August Schlüter, Kassierer Josef Büker und Albert Hohmann Schriftführer. Die Stadt Castrop-Rauxel stellte dem neu gegründeten Verein zum 01.01.1949 ein Gelände an der Wittener Straße südlich der Firma Leßmöllmann als Grabeland zur Verfügung. Der Pachtpreis betrug 1,5 Pfennig pro qm. Auf dem zugeteilten Gelände entstanden 96 Parzellen. Nach zweijähriger Bauzeit konnte 1951 die Kleingartenanlage eingeweiht werden. Sie hieß zunächst „Am Nocken“, später aber in Kleingartenanlage “Merklinde” umbenannt. Die jungen Kleingärtner waren völlig auf sich selbst gestellt, denn die Stadtverwaltung hatte es abgelehnt, die neue Anlage als Dauerkleingartenanlage in den Bebauungsplan aufzunehmen. So mussten die Gartenfreunde ihr „Grabeland“ mit eigenen Mitteln in eine Kleingartenanlage umgestalten. Zunächst waren Reste der alten Ziegelei zu entfernen und Gruben zu verfüllen. Auf einer der verfüllten Gruben entstand der heutige Festplatz. Nach der Nivellierung des Areals entstanden die Hauptwege.

Schließlich erhielten die Kleingärtner in den Jahren 1959 bis 1962 doch noch Landes- und Stadtzuschüsse für die Sanierung ihrer Kleingartenanlage. Mit dieser finanziellen Hilfe und hohem eigenen Arbeitseinsatz konnten die Außenumzäunung und ein Spriegelzaun an den öffentlichen Wegen gesetzt werden. Am Festplatz entstand eine Trinkhalle, ein Musikpavillon mit Tanzfläche und eine Überdachung. Als Begleitgrün wurden einige Tausend Rosen gepflanzt. Fast 20 Jahre wurde der Bau eines Vereinsheims hinten angestellt. Letztlich wurde dem immer drängenderen Wunsch der Mitglieder nach einem eigenen kommunikativen Mittelpunkt stattgegeben und 1970 das eigene Haus eingeweiht. Die jährlichen Gartenfeste waren Stadtgespräch und wurden schnell Tradition.

Bei den Sommerfesten des Vereins spielt die bereits 1953 gegründete Frauengruppe seit jeher eine bedeutende Rolle. Dem Neubau einer Schulturnhalle fielen im Jahre 1963 insgesamt 12 Gärten zum Opfer, sodass die Anlage Merklinde heute über 84 Parzellen verfügt. Eine kräftige Pachterhöhung erhitzte die Gemüter der Kleingärtner im Jahre 1981. Auf Antrag der Verpächterin setzte das Rechtsamt des Kreises Recklinghausen jedoch den Höchstpachtzins auf 10 Pfennig pro qm und Jahr fest. Bestandssicherheit brachte der Anlage das Jahr 1986, als sie im Bebauungsplan Nr. 123 endlich als Dauerkleingartenanlage festgeschrieben wurde.

In den folgenden Jahren gingen die Ausbauarbeiten weiter. Das Vereinsheim wurde verklinkert, die reparaturbedürftige Wasserleitung erneuert. Es entstanden Ruhezonen und ein Biotop. Durch Wegfall eines Gartens konnte der Parkplatz an der Wittener Straße erweitert werden. Überdies wurden 1993 die Hauptwege und Eingangsbereiche der Kleingartenanlage saniert, dies mit Unterstützung des Bezirksverbandes und der Stadt Castrop-Rauxel.