Chronik

Kleingartenanlage "Castrop-Rauxel Nord"

Die Kleingartenanlage Castrop-Rauxel Nord ist nach „Süd“ die älteste Kleingartenanlage Castrop-Rauxels. Sie entstand in einer Zeit, in der die Menschen schwer unter den Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise litten. Fast alle Väter waren arbeitslos. So war es nur natürlich, dass jedermann einen Auswege suchte, die Not in seiner Familie zu lindern. Ein Kleingarten konnte in dieser schlimmen Situation die dramatische Lage merklich verbessern. So kamen am 28. August 1932 in der Gaststätte Overmann 64 Männer und Frauen zusammen und schafften mit der Gründung eines Kleingärtnervereins  die formale Grundlage für die Pacht eines Stück Landes. Die Versammlung wählte Gartenfreund August Schlüter zu ihrem ersten Vorsitzender. Die Kleingärtner pachteten ein Gelände im Stadtteil Habinghorst an der Henrichenburger Straße, der heutigen Bundesstraße 235. Seine erste Erweiterung erfuhr die  Anlage 1939 durch die Hinzupacht von Brachland an der Straße Am Urnenfeld. Aus diesem Teil entwickelte sich später die heutige Kleingartenanlage Ochsenbruch. Ein weiteres Stück Land kam am Südeingang hinzu. So vergrößerte sich der Verein auf 160 Mitglieder. Anfang 1947 gewann die Kleingartenanlage durch Pachtland der Klöckner-Werke ein weiteres Stück Land an der Henrichenburger Straße hinzu. Damit wuchs die Mitgliederzahl auf 191. Abgesehen von der Gründungsversammlung war der 15. Oktober 1947 wohl das wichtigste Datum in der Vereinsgeschichte. An diesem Tag schloss der Kleingärtnerverein mit dem Grafen Westerholt einen Kaufvertrag für ein 5,22 ha großes Pachtland ab. Damit ging die gesamte Kleingartenanlage mit 104 Parzellen in das Eigentum des Vereins über. Der Kauf stellte seinerzeit für Verein und Mitglieder eine große Belastung dar, zumal 1948 bekanntlich die Währungsreform stattfand. Großen Anteil am Ausbau der Kleingartenanlage hat die 1948 gegründete Schreberjugendgruppe. Die Jugendlichen putzten z. B. in den Jahren 1948 - 1951 ca. 20.000 Ziegelsteine in den Trümmerfeldern der zerbombten Stadt. Mit diesen Steinen bauten sich ausgebombte Kleingärtner Gartenhäuser, die sie auch bewohnen durften und für die sie auch eine zustellungsfähige Anschrift bekamen. Noch heute haben zwei Mitglieder des Vereins Wohnrecht in dem von ihm in den frühen 50er Jahren gebauten Gartenrefugium. Das ist ganz sicher einzigartig in Nordrhein-Westfalen. Im Jahre 1949 kauften die Kleingärtner von der Habinghorster Straße auch das Kleingartenland an der Straße Am Urnenfeld. Doch schon ein Jahr später teilte sich die große Anlage in drei Teile. Es entstanden die Kleingartenanlagen Castrop-Rauxel-Nord, Ochsenbruch und Auf der Haardt. Letztere löste sich im Jahre 1957 auf. Es blieb die einzige Anlage, die nicht mehr existiert. Im Jahre 1951 beschlossen die Mitglieder, ein Jugend und Vereinsheim zu bauen. Es konnte schon 1953 eingeweiht werden. Großen Aufschwung erfuhr die Kleingartenanlage Nord in den Jahren 1954 bis 1979 unter dem Vorsitz von Gartenfreund Wilhelm Tebart. So wurde1958 die Anlage an die Wasserversorgung angeschlossen. Im gleichen Jahr gründete sich auch die Frauengruppe. In der Zeit von 1961 bis 1962 wurde das Vereinsheim erweitert. Zum 40jährigen Vereinsjubiläum 1972 erhielten die Kleingärtner von „Nord“ auch Anschluss an die Stromversorgung und zwei Jahre später, 1974, wurde das Vereinsheim aufgestockt.

Unter dem Vorsitz von Gartenfreund Rudolf Helleckes standen die Jahre 1982 bis 1996 ganz im Zeichen des Ausbaus der Kleingartenanlage. Die Hauptwege wurden saniert, ein großer Spielplatz entstand und der vereinseigene Parkplatz wurde erneuert. Der zunehmenden Naturentfremdung in Ballungsgebieten wie dem Ruhr-gebiet entgegen zu steuern, riefen 2001 die Nord-Mitglieder das Programm “Lernen im Grünen” ins Leben. Seither wird die Anlage von Schulklassen und Kindergartengruppen regelmäßig besucht und von der Fachberatung umfassend betreut. Anlässlich des “Tages des Gartens” 2002 wurde der Schulgarten eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben. Diese Aktivitäten für junge Gartenfreunde fanden ihren vorläufigen Abschluss in der Gründung der Spiel- und Bastelgruppe des Vereins. Die intensive Arbeit am Erscheinungsbild der Anlage erfuhr 2002 ihre Bestätigung im 1. Platz beim Anlagen-Wettbewerb des Bezirksverbandes. Der 2. Platz im gleichen Wettbewerb zwei Jahre später belegt die konsequente Fortsetzung der eingeschlagenen Linie. Die strikt ökologische Orientierung in Nord fand schon 2003 die verdiente Anerkennung mit dem 1. Platz im Wettbewerb „Naturnahe Kleingärten“ des Landesverbandes Westfalen und Lippe. Zu den treuesten Besuchern der Anlage gehören die Bewohner des nahegelegenen Seniorenheims. Für sie insbesondere schufen die Mitglieder von ‘“Nord” 2003 eine großflächige Ruhezone. Sie wurde mit großer Zustimmung angenommen. Letzter Höhepunkt der Vereinsarbeit war 2005 die Teilnahme am Städte und Anlagenwettbewerb des Landes NRW, die Minister Eckhard Uhlenberg mit einer Silbermedaille auszeichnete. Die erst 2005 als Dauerkleingartenanlage im Bebauungsplan Castrop-Rauxels festgeschriebene Anlage ist 5,33 ha groß. Die Fläche ist in 80 Parzellen von 396 bis 845 qm aufgeteilt. Dem Verein gehören 105 Mitglieder an. Er wird geführt von Achim Pauleck (1. Vorsitzender), Gerhard Mecky (2. Vorsitzender), Ute Friebel, (Schriftführerin) und Sigrun Fittkau (Kassiererin). Für die Gartenfreunde von Nord war es zu allen Zeiten selbstverständlich, Besuchern die Anlage zur Erholung und Entspannung anzubieten. Das jährlich am 1. Mai in „Nord“ stattfindende Frühlingsfest ist ein fester Bestandteil im Veranstaltungskalender des Ortsteils Habinghorst geworden.

Viele junge Familien haben in den letzten Jahren freigewordene Kleingärten übernommen. Die Kleingärtner von Castrop-Rauxel-Nord sind sicher, auch künftig eine „gute Adresse” innerhalb des Bezirksverbandes Castrop-Rauxel/Waltrop zu sein.