Chronik

Kleingartenanlage "Am Schellenberg"

Auch der Verein „Am Schellenberg“ gehört zu jenen Kleingärtnervereinen Castrop-Rauxels, die kurz nach dem 2. Weltkrieg entstanden. Gegründet wurde er am 29. Februar 1948 in der Gaststätte “Haus Baak” als Kleingärtnerverein „Am Rennwald.“ Ende 1948 gehörten dem Verein bereits 120 Mitglieder an. Erster Vorsitzender wurde Dipl. Berging. Herbert Schlemo. Die Stadt Castrop-Rauxel - damals Generalpächter – überließ dem Verein ein Gelände zwischen dem Rennwald, der Heinrich- und der Dortmunder Straße. Bedingung: ausschließliche Nutzung als Grabeland, jährlicher Kündigungsmöglichkeit. Auf dem 4,5 ha großen Gelände entstanden insgesamt 118 Kleingärten. Im Jahre 1951 - inzwischen führte Gartenfreund Ernst Recker den Verein - mussten sich die Kleingärtner erstmals mit einer Kündigung des Geländes auseinandersetzen. Nach zähen Verhandlungen mit der Kommune und unter Einschaltung des Ministeriums für Wiederaufbau konnte das Land weiterhin als Grabeland kleingärtnerisch genutzt werden. Allerdings mussten die Rennwald-Grabeländer einen parallel zur Dortmunder Straße verlaufenden Streifen für einen öffentlichen Parkplatz abgeben. Damit verkleinerte sich die Anlage auf 3,2 ha und 84 Gärten. Die Nachfrage nach Kleingärten in Castrop-Rauxel war jedoch hoch. Drum wurden 1965 unter dem Vorsitzenden Gartenfreund Martin Birke durch Rekultivierung eines so genannten Mergelhaufens weitere vier Parzellen hinzu gewonnen und die Anlage auf 88 Gärten erweitert.

Zunächst befand sich die Rennwald-Kleingartenanlage auf dem Gelände der Gelsenkirchener Bergwerksgesellschaft. Nach einem Beschluss des Rates übernahm die Stadt Castrop-Rauxel 1972 das Areal und wies die Kleingartenanlage mit Ratsbeschluss vom 16.12.1971 als Grünfläche aus. Für die Kleingärtner bedeutete dieser Beschluss aber lediglich, dass sie weiterhin die Anlage als Grabeland nutzen konnten, sie aber ohne jegliche finanzielle Unterstützung unterhalten mussten.

Im Jahre 1972 übernahm Gartenfreund Johann Steuer den Vorsitz, ein Mann, der die positive Entwicklung des Kleingartenwesens in Castrop-Rauxel maßgeblich beschleunigte. Sein erster großer Erfolg war der Ratsbeschluss vom 06.07.1977, der den Kleingärtnern endlich Sicherheit gab. Die idyllisch gelegene Gartenanlage wurde als Dauerkleingartenanlage im Bebauungsplan der Stadt festgeschrieben und als Bestandteil des Naherholungsgebietes Schellenberg ausgewiesen, somit der Öffentlichkeit zugänglich. Auf Wunsch der Stadt gab sich der Vereines 15.01.1978 den geografisch passenderen Namen “Am Schellenberg.” Mit der Bestandssicherheit konnten nun die lange geplanten Sanierungsmaßnahmen in Angriff genommen werden. Dank finanzieller Unterstützung des Landes NRW und der Stadt Castrop-Rauxel und unter großem Einsatz der Mitglieder wurde die Kleingartenanlage in den folgenden Jahren modernisiert.

Erste Goldmedaille

Das Jahr 1984 brachte dann den großen Erfolg. Stadt und Kleingärtnerverein erhielten im 1. Landeswettbewerb NRW und im 16. Bundeswettbewerb “Gärten im Städtebau” für besondere Verdienste je eine Goldplakette. In den folgenden Jahren war die Kleingartenanlage Ziel zahlreicher Besuchergruppen. Unter anderem besuchte im April 1985 der damalige NRW Ministerpräsident Klaus Matthiesen mit Castrop-Rauxels SPD-Ratsfraktion die Anlage am Schellenberg. Im Rahmen des Kinderfestes konnten die Kleingärtner im Jahre 1986 den Bundestagswahlkandidaten der SPD Heinz Meyer begrüßen. Anlässlich der an der Hauptschule Cottenburgstraße durchgeführten Projektwochen legten Schüler und Schülerinnen an der “Kommunikationsachse” der Anlage einen Lehrgarten an. Für die Gartenfeste und für Besucher wurde im gleichen Jahr oberhalb der Spielwiese eine öffentliche Toilette gebaut. Ihr 40jähriges Jubiläum 1988 feierten die Schellenberger Kleingärtner eine ganze Woche, Es begannam 28. Mai mit einer Festveranstaltung in der ASG-Aula und einer Ausstellung im Bürgerhaus. Die Feierlichkeiten schlossen am 5. Juni mit einem Kinder- und Gartenfest in der Kleingartenanlage. In den Jahren 1989/90 wurde endlich eine Wasserleitung in den Kleingärten installiert. Bisher versorgten sechs Pumpen die Kleingärtner mit Wasser Der öffentlichen Charakter der Anlage wurde 1989 unterstrichen durch die Einbindung in den im gleichen Jahr erstellten Naturkundlichen Lehrpfad der Stadt Castrop-Rauxel. Anlaufpunkt 11 ist der Lehrgarten des Vereins.

Erneut große Anstrengungen

Durch Brandstiftung versank im Sommer 1989 das vereinseigene Gerätehaus

oberhalb der Vereinswiese in Schutt und Asche. Nun beschlossen die Mitglieder in ihrer Versammlung vom 22.10.1989, ein neues, größeres und schöneres Vereinsheim zu bauen. Das bisherige, recht kleine Vereinsheim sollte als Gerätehaus dienen. Die Finanzierung des Baues übernahmen die Mitglieder selbst. Auch die den Bau vorbereitenden Arbeiten sowie den Innenausbau des in Fertigbauweise erstellten Hauses wurden von den Mitgliedern durchgeführt. Nach der Grundsteinlegung am 07.07.1990 konnte die Einweihung des neuen Vereinsheimes schon am 17.05. 1991 gefeiert werden.

Starke Frauengruppe

Schon seit den Gründerjahren kann sich der Verein auf eine starke Frauengruppe stützen. Mit großem Geschick und viel Geschmack nahm sie sich beispielsweise der Innenausstattung des Vereinsheimes an. Zuletzt, d.h. 2004, bekamen die Fenster neue Gardinen und Stores und die Bestuhlung neue Bezüge – alles selbst genäht, versteht sich. Das handwerkliche Geschick der Frauen vom Schellenberg ist weit über die Grenzen der Anlage bekannt. Die in der Adventszeit hergestellten weihnachtlichen Gestecke finden alljährlich zahlreiche Freunde und sind auch ein Renner beim Adventsmarkt des Ortsteil Schwerin. Trotz dieser vielen Aktivitäten kommt bei ihnen die Geselligkeit natürlich nicht zu kurz.

Investitionen in Gemeinschaftsarbeit

Jahr für Jahr investierten die Mitglieder in einträchtiger Gemeinschaftsarbeit in ihre Kleingartenanlage. Schritt für Schritt wurde “Am Schellenberg” im Sinne naturgemäßer Gartengestaltung ausgebaut. Eine Obststreuwiese wurde angelegt, eine großflächige Terrasse am Vereinsheim entstand, der Festplatz wurde erneuert und die Wege saniert. Bei dem erstmals im Jahre 1994 durchgeführten Anlagewettbewerb des Bezirksverbandes gewannen die Gartenfreunde vom Schellenberg den Wanderpokal für den 1. Platz. Als zunächst letzte Investition wurde beschlossen, innerhalb der Anlage den Lehrpfad zu erweitern.

Vielfältige Aktionen und Maßnahmen

Die Gartenfreunde vom Schellenberg gehören mit zu den aktivisten im Bereich des Bezirksverbandes Castrop-Rauxel/Waltrop. Ihre nachfolgend – ohne nähere Beschreibungen aufgeführten – Aktivitäten sind keineswegs vollständig, zeigen aber die vielfältigen Aktionen und Maßnahmen, sowie die dadurch häufig mit eingeleiteten strukturellen Veränderungen der letzten Jahre:

> Projektwochen (in Kooperation mit benachbarten Schulen)

> Gemeinschaftsfeste (mit Kindergärten und Seniorengruppen)

> Verlegung von Strom und Wasser

> Ausbau des Kinderspielplatzes

> Errichtung eines vereinseigenen Funktionshauses

> Errichtung eines Lehrgartens

> Erstellen eines ökologischen Lehrpfades

> Ausbau der Obst-Streuwiese

> Errichten eines Obst-Lehrgartens

> Herrichten einer Kompostier-Anlage

> Erstellen eines Bergbau-Erinnerungspfades

Unter der Leitung des derzeitigen Vorsitzenden Udo Zawodny, der die "Schellenberger" seit dem Jahre 2000 "anführt", werden die Gartenanlage und das Vereinsleben kontinuierlich – auch im Geiste der Lokalen Agenda 21 – zusammen mit einem engagierten Team und stets zur Gemeinschaftsarbeit einsatzbereiter Mitglieder weiterentwickelt.